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Odyssee 1940-1945: Autobiografie Johan F. Beckman online (niederländisch und deutsch)

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Die Autobiografie des niederländischen Widerstandskämpfers, Auschwitz-Überlebenden und „Gerechten unter den Völkern“ Johan F. Beckman wurde auf der Internetplattform Mahnmal Koblenz in niederländischer und in deutscher Sprache online veröffentlicht.

Gastbeitrag von Joachim Hennig, stellvertretender Vorsitzender des „Fördervereins Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V.“

Seit Ende 2020 ist die Lebensgeschichte des niederländischen Widerstandskämpfers Johan F. Beckman im Internet. Beckmans „Odyssee 1940-1945“ kann jetzt in der Originalfassung auf Niederländisch und in einer Bearbeitung von Joachim Hennig auf Deutsch nachgelesen und auch heruntergeladen werden.

Diese Biografie ist ein besonderes Zeugnis eines Überlebenden des verbrecherischen NS-Regimes, das nicht in Vergessenheit geraten darf, sondern ein möglichst großes Publikum finden sollte. Inzwischen gibt es zwar mehrere tausende veröffentlichter Lebenserinnerungen, Johan Beckmans „Odyssee“ sticht aus der Menge dieser Berichte aber hervor, gerade auch für deutsche Leser.

Als Soldatenanwärter und Student erlebte Johan Beckman den Überfall Hitler-Deutschlands auf die Niederlande und schloss sich dem dortigen Widerstand an. Um wirkungsvoll gegen die Deutschen kämpfen zu können, wurde er einer von weit mehr als tausend „Englandfahrern“ und begab sich auf eine Reise zu seiner im Exil in England lebenden Königin Wilhelmina. Über das von Deutschen besetzte Belgien und Nordfrankreich reiste er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Rob bis an die französisch-schweizerische Grenze. Dort wurden sie von der deutschen Geheimen Feldpolizei (GFP) verhaftet und gelangten über mehrere Stationen in das Frontstammlager Royallieu-Compiègne bei Paris. Nach einem für sie glimpflich verlaufenden kriegsgerichtlichen Verfahren kamen sie aber nicht frei, sondern wurden in das Konzentrationslager Auschwitz im von Deutschen besetzten Polen deportiert. Dort waren sie vor allem Übersetzer in der Aufnahmeabteilung des Stammlagers Auschwitz und hatten in ihrer mehr als zweijährigen Haftzeit einen eingehenden Einblick in das Leben, Überleben und Sterben dort wie auch zum Teil in das in Auschwitz-Birkenau. Darüber berichtet Johan F. Beckman sehr eingehend und anschaulich, wie man es nur höchst selten findet. Gegen Kriegsende verschleppte man die beiden noch in das Konzentrationslager Groß-Rosen und dann in das in Tschechien gelegene KZ-Außenlager (des Stammlagers Flossenbürg) Leitmeritz. Mit einem Räumungstransport gelangten die Beckman-Brüder bis Prag. Auf dem Bahnhof von Tschechiens Hauptstadt gelang ihnen die Selbstbefreiung. Nachdem sich Johan Beckman dort dem Widerstand angeschlossen hatte und Prag von der sowjetischen Armee befreit worden war, kehrten Johan Beckman und sein Bruder Rob in ihre niederländische Heimat zurück. Dort hielten es die beiden Brüder aber nicht lange aus. Vielmehr kämpften sie, die als Söhne eines niederländischen Offiziers in Niederländisch-Indien (Indonesien) geboren worden waren, in Indonesien bis zu dessen Unabhängigkeit. Anschließend war Johan F. Beckman noch Offizier in der regulären niederländischen Armee.

Auf 228 Seiten vermittelt diese Biografie, ergänzt durch viele weiterführende Anmerkungen und Abbildungen ein sehr eindrückliches und anschauliches Bild des niederländischen Widerstandes, von außerdeutschen Haftstätten und von Verfolgung und Widerstand im Konzentrationslager Auschwitz.

Eine besondere Bedeutung erhält diese Autobiografie noch dadurch, dass Johan F. Beckman im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess 1965 als Zeuge vernommen wurde. Von der Vernehmung gibt es einen Tonbandmitschnitt, der in der Anlage der Bearbeitung in Deutsch als Tondokument und auch in schriftlicher Form abgerufen werden kann.

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